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Geschichte der Kirche am Markt

Der Ort, an dem jetzt die Kirche steht, ist ungefähr auch der Ort, an dem die allererste Siedlung Kettwigs gestanden hat. Hier an der erhöhten, geschützten Stelle, aber nahe der Ruhr.
Die Ruhr hatte an dieser Stelle eine Furt, sodass auch eine Verbindung zu den Gegenden jenseits der Ruhr bestand.

Im Jahre 1052 wird eine Ansiedlung Kettwich zum ersten Mal urkundlich erwähnt.

Die Pfarrei "Katwie", vermutlich Urpfarrei aus der Zeit der Missionstätigkeit Suitberts (+ 713), ist seit 1199 urkundlich erfasst.
Eine erste Kirche wird 1250 erwähnt.

Der Name:
Historisch korrekt wäre es, wenn die Kirche den Namen St. Petrus oder St. Petri trüge.
Das Bild des Apostels Petrus im Siegel der Ev. Kirchengemeinde (Ältester erhaltener Abdruck von 1662) und der Turmhahn erinnern noch heute an die vorreformatorische Kirche St. Peter.

Der Name St. Peter ist, seit die katholische Kirchengemeinde ihre 1830 erbaute Kirche "St. Peter" nannte, vergeben.
Durchgesetzt hat sich in der Ev. Kirchengemeinde der Name "Kirche am Markt", weil er eine genaue geografische Einordnung in Kettwig ermöglicht und zugleich eine Verwechselung mit der Marktkirche in Essen-Stadtmitte ausschließt.


Das heutige Kirchenschiff wurde 1720 erbaut.

Der Maurermeister Adam Wunderlich / Iserlohn baute das Kirchenschiff (Basilikaform) im Stil des bergisch-reformierten Barock aus Ruhrsandstein.

 

 

Seine Maße:  22,00 m x 14.00 m x 11,40 m misst der Innenraum,
                    24,60 m x 16,40 m x 18,70 m der äußere Baukörper

Die Mauerstärke beträgt 1,30 / 1,20 m .

 

Die Vorgängerkirche der heutigen Kirche wurde im Zuge der Gegenreformation 1589, 1598 und 1648 niedergebrannt.
1719 war der Verfall des Kirchenschiffes so weit fortgeschritten, dass das Presbyterium einen Neubau beschloss, wohlwissend, welch eine schwere finanzielle Belastung es auf sich nahm.
Ein namhafter Eigenbeitrag der Kirchengemeinde, einschließlich ihrer mit erheblichen Anstrengungen erbrachten freiwilligen Sachleistungen, sowie größere und kleinere bis kleinste Solidaritätskollekten in den reformierten Gemeinden von Deventer bis Frankfurt und ein Zuschuss der Regierung auf Grund einer persönlichen Order Friedrich Wihelms I. von Preußen, ermöglichte schließlich den Neubau.
Das gesammelte Geld, insgesamt 11266 Taler, reichte allerdings noch nicht aus.
Die frühe Kirchengemeinde Kettwig kam in Schulden von über 2000 Talern.

 

 

 

Der Turm:
Der Turm als ältester Teil der Kirche und auch als ältestes Bauwerk von Kettwig stammt im unteren Teil aus dem Anfang des 13. Jahrhunderts und im oberen Teil aus dem Ende des 13. Jahrhunderts. Er ist 40 m hoch und seine Mauern sind 1.40 m stark. Noch heute kann man im Inneren des Turmes sehen, an welchen Stellen das Kirchenschiff der Vorgängerkirche an den Turm angebaut war.

 

 

 

Die Turmuhr:
Ein Uhrwerk wird schon 1643 erwähnt.
1749 erneuerte der Kettwiger Uhrmacher Henricus Schmalt das Uhrwerk.
Die heutige Turmuhr wurde 1903 eingebaut.
Uhrwerk und Glocken -seit 1937 elektrisch betrieben- werden heute von der Sakristei aus über Funk gesteuert.
Die letzte Renovierung der vier Zifferblätter wurde am 02.12.2006 im Zuge der Restaurierung der Außenfassade abgeschlossen.
Ein hölzernes Zifferblatt der Innenuhr, die früher dem Prediger über der Orgel die Stunde wies, versehen mit dem preußischen Adler und der Jahreszahl 1749 -vermutlich ein Geschenk des preußischen Königs- ist im Foyer des Essener Rathauses zu besichtigen.

Reformationszeit

Wie kam es, dass aus der katholischen Petruskirche eine evangelische Kirche wurde?
Kettwig gehörte zu Zeiten der Reformation zum Gebiet der Abtes von Werden, aber auch der Grafen von Jülich, Kleve, Mark und Berg.
Als sich einige Fürsten und Grafen dem evangelischen Glauben zuwandten, wechselte die Neigung der Klevischen Fürsten von Herrscher zu Herrscher, der eine war mehr für die Beibehaltung des alten Glaubens, der andere mehr für den neuen Glauben.
In Kettwig näherte sich Ende des 16. Jahrhunderts der amtierende Pfarrer Hermann Kremer dem reformierten Gedankengut.
Kremer verwaltete von 1552 - 1601 die erste Kettwiger Pfarrstelle.
Pfarrer Kremer selbst war auch beteiligt am Essener Reformationsbekenntnis von 1592.
Deshalb wurde nach Kremer Pastor Johann Grimhold von der Obrigkeit in die Gemeinde berufen, er sollte das reformatorische Gedankengut stoppen und die Gemeinde wieder zum rechten Glauben bringen.
Aber er freundete sich auch mit der neuen Lehre an und trat am Fronleichnamstag 1609 mit der Gemeinde zum evangelischen bzw. reformierten Glauben über.
Zeugnisse der reformierten Tradition sind die schlichte Innengestaltung der Kirche und der Geusenengel auf dem Chorgiebel.

Die Geusen waren niederländische reformierte Christen, die, wie auch die Hugenotten in manchen Zeiten verfolgt wurden.
Der Geusenengel ist ein Zeichen für die Freiheit des Glaubens.

Die Kirche am Markt -Heute-

Den zweiten Weltkrieg hat die jetzige Kirche leider auch nicht unbeschädigt überstanden.
Kurz vor Ende des Krieges, am 02. April 1945, schlug eine Granate in die Westseite des Kirchendaches ein. Die Zerstörungen konnten aufgrund der Zeitumstände nicht sogleich behoben werden.
Wind und Wetter taten ein Übriges, und so waren die Schäden ziemlich groß, als man unter großer Beteiligung der Gemeindeglieder Ende 1945 mit der Reparatur begann.
Die früher vorhandene Holztonnendecke musste entfernt werden und wurde durch die jetzige mit Rauputz versehene Spalierlattendecke, eigentlich als Provisorium gedacht, ersetzt. Der Verputz der Innenwände musste abgeschlagen werden, und das Mauerwerk aus Ruhrsandstein wurde sichtbar gemacht.
Der Fußboden wurde mit Mainsandsteinplatten ausgelegt.

In den achtziger Jahren musste mit viel Aufwand das Schieferdach erneuert werden, was letztlich auch auf eine nicht ganz fachgerechte Reparatur des Kriegsschadens am Dachstuhl zurückzuführen war.

 

 

Die bisher letzte große Restaurierung der Kirche am Markt konnte im Jahre 2006 abgeschlossen werden.
Dank der großen Spendenbereitschaft in Kettwig, dem Bemühen der Denkmalbehörde und dem Engagement der Deutschen Stiftung Denkmalschutz konnte der drohende Verfall des Ruhrsandsteinmauerwerks gestoppt werden.

 

Und so erstrahlt die Kirche am Markt heute im neuen Glanz!

 

Innenansichten der Kirche am Markt

Kanzel- und Altarbereich -Ost-Nordost- Seite

Der Kirchenraum ist nach reformierter Tradition schlicht gestaltet.
Der sechseckige Kanzelkorb und die Kanzelhaube wurden vermutlich erst nach 1720 eingebaut.
Die Verzierungen an der Kanzel und an der Kanzelhaube zeigen vorwiegend Blattwerk des Akanthus; aber auch Weinreben, Weinlaub und Sonnenblumen sind Zeichen für das volle Leben und das Paradies.
Auf der Kanzelhaube befindet sich eine Pelikanskulptur.
Sie ist Zeichen für die aufopfernde Liebe Gottes.
Der barock gestaltete Altar entstand 1947 unter Verwendung zweier Seitenteile des verkürzten Kanzelstegs.

Kanzel mit Altar und Ambo (Lesepult)

 

Orgelbereich -West-Südwest- Seite

Die Empore wird fast ausgefüllt von der 1749 von Peter Weidtmann, Ratingen, erbauten Orgel.
Nur das Rokokogehäuse ist noch im Originalzustand erhalten.
Die Orgel wurde in den vergangenen Jahrhunderten mehrfach restauriert.
1963 wurde von Harald Strutz, Wuppertal, ein vollständig neues Instrument eingebaut.

Die Orgel umfasst drei Manuale mit 34 Registern und 2735 Pfeifen.
Die größte Pfeife hat eine Länge von 4,80 m und die kleinste Pfeife ist nur knapp 10 cm groß.

Der untere Turmraum

Über die Funktion und evtl. Nutzung dieses Raumes ist bis 1961 nichts überliefert.

Bauplänen von 1961 kann entnommen werden, dass mal ein Gedächnisraum für die Kettwiger Kriegstoten und später ein großzügiger Eingangsbereich von der Nordseite des Turmes geplant war. Die Planungen wurden aber insbesondere aus Kostengründen nicht umgesetzt.
Der Raum diente jahrzehntelang, wie vermutlich auch schon in der Vorzeit, als Abstellraum.

In Zusammenhang mit dem Arbeitskreis "Offene Kirche" (s.a. Wo-Offene Kirche) entstand 1998 die Idee, den Turmraum als "Raum der Stille" bzw. als "Taufkapelle" zu nutzen.
Kostengründe zwangen jedoch dazu, diesen Plan zurückzustellen.

Erst als Anfang 2000 eine große und viele kleine zweckgebundene Spenden die Umgestaltung ermöglichten, beschloss das Presbyterium, die Kapelle, den "Raum der Stille", einzurichten.

Am 29.10.2000 konnte der umgestaltete Turmraum, der Gemeinde in einem Gottesdienst übergeben werden.

Die Glocken der Kirche am Markt

Der Turm der Kirche am Markt trägt insgesamt 5 Glocken.
Drei Glocken hängen im Inneren des Turmes und zwei Glocken außen an der Ost-Südost Seite des Turmes.
Die drei Glocken im Inneren des Turmes, alle aus Gussstahl, dienen der Liturgie (Ordnung des Gottesdienstes).

Die größte Glocke hat einen Durchmesser von rd. 1,57 m, wiegt 1604,5 kg und ist auf den Ton cis gestimmt.
Sie trägt die Inschrift: "Im dritten Jahr des Weltkrieges 1917. In Teuerung (Not-Hunger-Leid) wird er dich vom Tod erlösen und im Kriege von des Schwertes Hand. Hiob 5, 20".

Die mittlere Glocke hat einen Durchmesser von rd. 1,37 m, wiegt 1089 kg und ist auf den Ton e gestimmt.
Sie trägt die Inschrift: "Im Jubeljahr der Reformation 1917. Gott ist unsere Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben. Psalm 46, 2".

Die kleine Glocke hat eine Durchmesser von 1,26 m, wiegt 817,5 kg und ist auf den Ton fis gestimmt.
Sie trägt die Inschrift: "Im Jahr des Glockenopfers 1917. Friede, Friede, beiden, denen in der Ferne und denen in der Nähe, spricht der Herr; ich will sie heilen. Jesaja 57, 19."

Alle drei Glocken erklingen gemeinsam nach der gegenwärtigen Läuteordnung:

  • als Einladung zu den Hauptgottesdiensten
  • zu den Feiertagen und samstags um 19.00 Uhr
  • und zum Jahreswechsel

Die große Glocke allein wird an Karfreitagen und bei Beerdigungen,
die mittlere Glocke allein wird täglich um 7.00 Uhr (außer samstags und sonntags), um 12 Uhr und um 19 Uhr
und die kleine Glocke allein wird zum "Vater Unser" in den Gottesdiensten geläutet.